FB3 - Städtenbaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb
Auslobung
Stadt Freiberg am Neckar
Team
Gregor Löber, Luis Wagenführer, Divar Unlucay, Alina Gold, Sascha Bauer
Stadtplanung
Jakob Rauscher von Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung
Landschaftsplanung
Christopher Bölz von Koeber Landschaftsarchitektur GmbH
Verkehrsplanung
Katalin Saary
Betreuung und Koordination
ARCHITEKTUR 109 und Prof. Dr.-Ing. Christina Simon-Philipp

Das Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit hinterließ deutliche Spuren im Siedlungsraum rund um Freiberg am Neckar. Über Jahrzehnte gewachsene Dorfkerne konnten ihre zentrale Funktion zunehmend nicht mehr erfüllen. Fixpunkte gemeinschaftlicher Identität wurden durch Sub-Zentren am Siedlungsrand konkurriert. Als eigener Bautypus etablierten sich in den darauffolgenden Jahren Zentrumsbauten – so auch in Freiberg am Neckar. Doch für welche Gesellschaft wollen wir nach fast einem halben Jahrhundert (um)bauen? Wir befinden uns in Zeiten des Wandels – nicht nur stadträumlich. Wie sollte das Freiberger Zentrum demnach (um)geformt werden, um als Ausdruck eines Kollektivs gelesen zu werden und gleichzeitig Orientierung im Raum zu bieten?

Die neue Freiberger Mitte wird daher als zu integrierende räumliche Einheit verstanden. Der Transitraum wird zum Aufenthaltsort, zum Kulturboden für geographische, politische und kulturelle Orientierung des Individuums. Weiche Kanten mit Abstandsgrün und breiten einladenden Zugängen von außen bilden Raum für komplexe Beziehungen und Bekanntschaften zwischen dem gewachsenen Umfeld aus drei Gemeinden. Innenliegende multiple Aktivitäten bilden eine diverse Gemeinschaft zur Förderung sozialer, ökologischer und ökonomischer Handlungsspielräume. Eine Nutzungsüberlagerung ist eine vitale notwendige Bedingung.

Eine innere Organisation von unterschiedlich großen Plätzen ermöglicht diverse Gruppenaktivitäten in parallel wirkenden Alltagslogiken. Unterschiedliche Nutzungen verlangen bauliche Flexibilität zur Verzögerung einer erneuten Überalterung. Die Hochpunkte auf dem Gebiet (Rathausturm, Haus der Bürger:innen, Prisma, Haus der Kirche) ermöglichen eine einfache Orientierung und prägen gesellschaftliche Bedürfnisse.

Plätze und Gassen rücken als sogenannte öffentliche Wohnzimmer in den Vordergrund. Der große zentrale Platz ist einladende Geste, Verteilerraum mit diversen Angeboten und Festfläche zugleich und gestaltet so alltägliches Leben und Öffentlichkeit. Quer und längs angeordnete Durchwegungen verbinden die Freiräume in Anlehnung an eine gewachsene europäische Stadt mit entsprechender Hierarchisierung der Wegebeziehungen. Arbeitende, Lernende, Verweilende, Wohnende, Feiernde, Einkaufende und viele mehr bilden eine über den Alltag wechselnd intensive Bespielung der Freiräume.

Die neue Freiberger Mitte wird ein reiches und diverses Ökosystem, ein Zuhause für eine außerordentliche Gemeinschaft aus drei Gemeinden. Es ist ein Zentrum für komplexe Beziehungen und Bekanntschaften zwischen dem gewachsenen Umfeld und multiplen Aktivitäten – im Alltag und darüber hinaus. Eine feinfühlige und komplexe Umgebung, welche zahlreiche ökologische, soziale und ökonomische Dienstleistungen für die drei Gemeinden und darüber hinaus bietet und eine gesellschaftliche, religiöse und politische Praxis im öffentlichen Raum fördert.