Im Rahmen einer Bauwerkstatt haben sich engagierte Bürger:innen und Anwohner:innen zusammengefunden, um einen gemeinschaftlichen Beitrag für die zukünftige Gestaltung einer nicht genutzte Grünfläche hinter dem Wangener Rathaus zu leisten. Konkret sollte die Freude am öffentlichen Raum wiederentdeckt und das Bewusstsein geweckt werden, diesen Ort durch einfache Interventionen zugänglich zu machen.Die Aktion wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „TransZ – Transformation urbaner Zentren“ der Hochschule für Technik Stuttgartunter der Leitung des Architekturbüros STUDIO CROSS SCALE im Mai 2022 umgesetzt.
Mitwirkende des Forschungsprojektes TransZ haben das Reallabor Stuttgart-Wangen im Vorlauf initiiert. Nach einleitenden Gesprächen mit Vertreter:innen der Stadtverwaltung wurden Interviews mit Expert:innen geführt und motivierte Multiplikatoren im Stadtbezirk ausfindig gemacht. Es konnten Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven für den Prozess gewonnen werden: Bewohner:innen, Einzelhändler:innen, Künstler:innen, sowie Vertreter:innen sozialer Einrichtungen, der Familien- und Jugendarbeit, der Gastronomie und vielen mehr. Diese wurden zu „Lenkungskreisen“ eingeladen, um sich über die Zukunft des Stadtteilzentrums auszutauschen, Ideen zu entwickeln und Projekte anzustoßen.
Eine Gruppe Interessierter fokussierte sich auf den öffentlichen Raum. Es wurden unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten in Wangen diskutiert, wodurch Herausforderungen erkennbar wurden: wenig Rastmöglichkeiten im Stadtbezirk und einseitige infrastrukturelle Freiraumnutzungen.
Im weiteren Verlauf wurde die versteckte Grünfläche am Rathaus im Zentrum von Wangen ausfindig gemacht und für weitere Aktionen der Bauwerkstatt ausgewählt. Dieser Grünraum liegt hinter dem Wangener Rathaus und war für Bürger:innen bisher nicht zugänglich. PKW-Parkplätze hinter einem großen Zaun und Gebüsch haben den Garten dem öffentlichen Blick entzogen. Der Umgang mit diesem urbanen Restraum bedeutet gestalterisch eine Öffnung für Bürger:innen und somit eine vielseitige und durchmischte Nutzung in Form eines öffentlichen Gartens.
Die Bauwerkstatt war als Experiment im öffentlichen Raum angelegt und hat alle zum Mitmachen eingeladen. Gemeinsam mit Bürger:innen vor Ort wurden Ideen entwickelt, wie der Garten hinter dem Rathaus gestaltet wird, damit er in Zukunft auch im Alltag zu vielfältigen Nutzungen einlädt. Alle waren herzlich eingeladen mitzuwirken und Ideen in das Experiment einfließen zu lassen.
Durch gemeinsames Testen, Beobachten und schließlich Bauen wurde spielerisch in Erfahrung gebracht, wie der Garten baulich gestaltet werden sollte, um einen attraktiven Treffpunkt entstehen zu lassen. Der öffentliche Raum wurde dabei als Labor verstanden, in dem eine räumlich-gestalterische Intervention in Form einer Bauwerkstatt handwerklich umgesetzt wurde. Unter der Leitung von Sascha Bauer, Thomas Fadini und Paula Weil des Büros STUDIO CROSS SCALE haben engagierte Wangener:innen und weitere Interessierte an diesem Samstag im Mai 2022 mit dem Bau einer – vorläufig temporären – Terrassenlandschaft eine Neuorganisation des entstandenen Gartens erprobt.
Das Zusammenbringen von ortsansässigen Personen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Perspektiven war für den Prozess unabdingbar, denn vorhandene Potenziale des Ortes werden erst durch diese auch für Außenstehende sichtbar und erlebbar gemacht. Die experimentelle Herangehensweise hat das ungezwungene und ergebnisoffene Ausprobieren gefördert. Das Vertrauen und die Transparenz der Bezirksverwaltung haben das Vorhaben zusätzlich bereichert.
Die erörterten Erkenntnisse stehen nun der Stadtverwaltung als Vorschlag zur geplanten Umgestaltung des Gartengrundstücks zur Verfügung. Die Dokumentation des Prozesses der Bauwerkstatt in Stuttgart-Wangen 2022 soll als Vorbild für weiterer Überlegungen an diesem oder anderen Orte dienen.
Wir freuen uns, dass im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts TransZ ein gelungenes Projekt gemeinsam eröffnet wurde und sind gespannt auf den weiteren Prozess einer Verstetigung und dauerhaften Umsetzung mit interessierten Vertreter:innen der Bürgerschaft, der Stadtverwaltung und vielen mehr.