Das für Familien attraktive Wohngebiet der ehemaligen Karlsruher Dragonerkaserne in innenstadtnaher Lage mit guter S-Bahn-Anbindung führt zu großem Bedarf an Kindergartenplätzen und Wohnraum. Eine reine Bedürfniserfüllung an diesem Standort scheint uns jedoch eine zu kurzgegriffene Herangehensweise.
Die Einbindung lokaler Bedürfnisse in unserem Wettbewerbsvorschlag erfolgt räumlich anhand architektonisch bewusst eigenständiger Interpretationen. Hierbei definieren Nutzer*innen ihre Beziehung zwischen Architektur und Stadt stetig neu und formulieren ihre Sehnsucht nach gemeinschaftlichem Leben.
Die bewusst provokant positionierten Gebäudetypologien formen einen Vorplatz, welcher die Eingangssituation zum Mehrzwecksaal und der Kita in einem lichtdurchlässigen Windfang bildet. Der zu unterschiedlichen Zeiten zugängliche Vorbereich wird somit zu einem Baustein, der dem Stadtteil über die Kita hinaus zuträglich ist. Durch diese Geste verflechtet sich die städtebauliche Situation mit den zu erwartenden Bewegungsströmen in einem inneren und äußeren Kontakt- und Begegnungsraum, welcher die Hauszwischenräume als Gemeinschaftsfläche der Öffentlichkeit zuschreibt.
Der geschützte innere Freispielbereich zwischen den Gebäuden stellt eine Lücke innerhalb einer bewusst dichten Randfüllung dar und bilden einen gemeinsam erfahrbaren, schwellenlosen Freispielbereich mit heimischen Baumarten und Pflanzen. Der von der gebauten Kubatur gefasste Raum wird somit durch Übergangszonen, Gemeinschaftsflächen und Begegnungsräumen aufgelöst und bietet Experimentier- und Möglichkeitsräume, welche sich formal durch die thermische Hülle des Laubengangs in die Gruppenräume erweitert. Dieser experimentelle und weich formulierte Übergang von innen und außen ermöglicht erste frühkindliche Erfahrungen eines offenen und geteilten Raumes und bietet im Sommer wie Winter unterschiedliche Freiräume für kleine Entdecker*innen.
Im Inneren der Kita definieren die Nutzer*innen die notwendige Raumgrößen, Durchlässigkeit und Geborgenheit, sowie Teilnahme und Abgrenzung durch Öffnen und Schließen der großen Raumtüren. Das Innere kann somit wenig hierarchisch und flexibel reagieren und ermöglicht das Wechseln zwischen unterschiedlichen Betreuungs-Konzeptionen.
Die Architektur als entscheidendes und vorbestimmendes Element tritt somit in den Hintergrund und schafft die Leinwand, auf welcher zwischen statischem Gruppenraum und situationsbedingten zuschaltbaren Bildungs- und Lernbereichen ein dauerhafter, aneignungsfähiger und wandelbarer Stadtbaustein entsteht.