Die österreichische Kurstadt Bad Gastein zieht nach wie vor viele Besucher aus aller Welt zur medizinischen Behandlung und Erholung an. Das charakteristische Stadtbild der „Belle Époque“ fügte sich einst harmonisch in die natürliche Umgebung ein und wurde dramatisch verändert. Nach mehreren internen und externen Problemen wurde das historische Stadtbild vor 20 Jahren an Investoren verkauft und gilt seitdem als aufgegeben.
Entlang des Gasteinertals entstand aus ursprünglich kompakten historischen Dorfkernen eine zersiedelte Landschaft. Bad Gastein bildet dabei den baulichen imposanten Endpunkt des Tals. Durch wöchentlich ebenso viele Touristen wie Einwohner kann die Gemeinde Bad Gastein saisonal als temporäre Stadt diskutiert werden.
Im Prozess der Zersiedelung wurde Bad Gastein im 19. Jahrhundert durch die einmalige Lage in dramatischer Landschaft zum beliebten Kurort für Wohlhabende. Heute betrachtet der Tourist das historische Zentrum aus verspekulierten, leeren Hüllen und das Stadtleben hat sich längst entlang des Tals ausgebreitet – weniger fotogen in neuen provisorisch anmutenden Zentren.
Trotz vorbildhafter Besucherzahlen stellt sich die allgemeine Frage unserer gebauten Umwelt: Kann Tourismus das letzte Allheilmittel historischer, innerstädtischer Zentren sein? Denn das Scheitern der räumlichen und ökonomischen Konzentration auf nur einen Aspekt hat zumindest in Bad Gastein gezeigt, wie anfällig eine solch monofunktionale Fokussierung sein kann, insbesondere bei einer externen Logik der Finanzierung.